Museumsapps mit Mehrwert: Die Smartphone-Anwendung des Helms-Museums Hamburg mit Guide, Game und Gimmicks

Im Jahr 2007 erschien ein Meilenstein der Technologie-Geschichte: Das iPhone von Apple. Dies ist jetzt knapp 5 Jahre her und mittlerweile hat gehört das Smartphone zur Grundausstattung des mobil-erreichbaren Menschen von heute. Millionen von Apps – natürlich auch für andere Nicht-Apple-Geräte – sind bis heute entwickelt worden. Vom Kalorienrechner über Messenger bis hin zu Spielen. Das Smartphone als Multitalent für jede Lebenssituation. Auch für den Museumsbesuch dachten sich vor einiger Zeit die ersten Museen und produzierten die ersten Museumsapps. Seitdem ist viel passiert und auch in Deutschland ist eine beträchtliche Zahl von Smartphone-Anwendungen erschienen. Die Museen und Ausstellungshäuser ließen die Apps auf Basis verschiedener Ansätze und (natürlich auch) Inhalte produzieren, die Ergebnisse waren in Aufbau und Mehrwert oft ähnlich. Eine ausführliche Übersicht zum Thema und Betrachtung der unterschiedlichen Arten der Apps gibt Dorian Ines Gütt mit ihrer Bachelor-Arbeit und auf ihrer Webpräsenz, auf der sie regelmäßig Neuerscheinungen aktualisiert.

Sobald ich eine neue Museumsapp irgendwo entdecke, lade ich mir diese herunter um zu schauen, was sie zu bieten hat. Bei einigen Apps war ich leider sehr enttäuscht, da ich keinen richtigen Mehrwert fand – vor allem für den Aufenthaltsort außerhalb des Museums. Keine wirklichen Funktionen, die mich motivierten, die App zu Hause auf zu rufen und etwas damit zu machen. Umso erfreulicher, wenn dann doch einmal eine App erscheint, die mich überrascht. Wie gestern, als ich die mobile Anwendung vom Helms-Museum Hamburg entdeckte, die für iOS und Android zum Download kostenfrei zum Downlaod bereit steht. Eine App, die ich gerne in aller Kürze vorstellen möchte. Genauso wie weitere Beispiele von Museumsapp, die ich kunst- und kulturinteressierten Smartphone-Nutzern in von kommenden Blogposts gerne ans Herz legen möchte.

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Startsbildschirm und Karte des Museums unter „Navigation“ in der App des Helms-Museums Hamburg

„Die Mischung macht’s“ ist nicht nur eine simple Redewendung, sondern auch ein simples Konzept, das oft zum Erfolg führen kann. Im Fall der App vom Helms-Museum Hamburg trifft sie auf jeden Fall zu. Hier gibt es klasse Angebote für den Museumsbesuch, als auch für die Nutzung daheim. Und genau das unterscheidet sie von Dutzenden anderer Museumsapps und schafft so den Mehrwert, den heiligen Gral bei der Strategie- und Konzeptentwicklung einer solchen Anwendung.

Was kann ich als Besucher im Museum mit der App machen. Über den Startbildschirm lassen sich vorab unter „Informationen“ erst einmal die wichtigsten Basisinfos wie das aktuelle Ausstellungsprogramm oder eine Veranstaltungsübersicht abrufen. Im Museum angekommen habe ich nun über die App dreierlei Möglichkeiten, mich durch die Dauerausstellung führen zu lassen. Über den „Ausstellungsführer“ kann ich lokal thematisch mich über Exponate informieren. Mit Text, Bild und Audiospur werden die Objekte einem näher gebracht. Zusätzlich ermöglicht es die App hier, dass ich mir als User zu jedem Objekt eigene Notizen machen und mir Fundorte über eine integrierte Google-Maps-Karte anzeigen lassen kann. Ein tolles Gimmick! Gleiche Funktionen gibt es übrigens auch in der zweiten Nutzer-Route unter „Navigation“. Hier gibt es einen illustrierten Grundriss der beiden Ebenen des Museums, wo man direkt in einen bestimmten Bereich hineinspringen kann. Informationen zu über 150 Vitrinen finden so in der App ihren Platz. Da kann man schon einige Stunden im Museum verweilen. Der dritte Weg ist ein kunstvoll animierter Audioguide durch die Ausstellung mit „Skrabbu und U.B.I.“, einem Alien und einem Automaten, die innerhalb vieler animierten Sequenzen Geschichten über die Exponate, die Menschheitsgeschichte und auch das Museum erzählen.

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Startbildschirm des Kinderführers mit „Skrabbu“ und „U.B.I.“

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„Skrabbu“ und „U.B.I.“ erklären Kindern die Menschheitsgeschichte

Die Miniepisoden von „Krabbu und U.B.I.“ sind übrigens auch bestens – wenn nicht sogar besser – für Zuhause geeignet. Ich denke, im Museum selber lenkt es vielleicht ein wenig zu sehr von den einzelnen Objekten ab. Denn es macht wirklich Spaß, den beiden kleinen Zeichentrickgestalten zu folgen 🙂 Also: Der Teil der App ist zwar für die Zielgruppe der Kinder gedacht, wird aber auch Erwachsenen Freude bereiten.

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Startbildschirm der integrierten Spiels „Ausgrabung“

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Übersicht der Level des Spiels „Ausgrabung“

Doch das eigentliche Highlight des Museumsapp ist der Menupunkt „Ausgrabung“. Denn hierbei handelt es sich um ein in die App integriertes Spiel, bei dem der User archäologische Objekte selber ausgraben muss. In vier Level wird die Zeit gezählt, Punkte gesammelt und sowohl Fingerfertigkeit als auch logisches Denken abverlangt. Mit verschiedenen Werkzeugen müssen Bodenschichten freigelegt werden, bis sich 4 Funde aus vergangener Zeit zum Vorschein kommen und sich zusammensetzen. Dabei sind die Ausgrabungsorte sehr unterschiedlich, sodass die Reihenfolge und Auswahl der Werkzeuge bei allen 4 Level variieren. Leider leider hat man nach einigen Minuten die Funde aus den Bodenschichten befreit. Aber man kennt das von Spielen wie Angry Birds oder Moorhuhnschießen: Schneller geht immer, mehr Punkte geht immer. Dennoch bleibt zu hoffen, dass noch weitere Spielestufen in naher Zukunft ergänzt werden (vielleicht innerhalb einer Erweiterung als Bezahl-App?). Denn dann wird es eine App, die nicht nur 2, 3 mal sondern viel viel häufiger vom Smartphone-Besitzer abgerufen wird.

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Beispiel eines Levels des Spiels „Ausgrabung“

Insgesamt haben wir hier also ein Museumsapp, die durch Guide, Game und Gimmicks überzeugt. Sie ist explorativ aufgebaut, gibt aktuelle und grundlegende Infos zum Museum, erklärt die Geschichten hinter den Exponaten und eignet sich für Kinder und Erwachsene. Die App macht Spaß und ist nicht allein auf die Nutzung im Museum ausgelegt, sodass sich eine Investition seitens des Museums in die Anwendung auch auf Dauer lohnen wird. Klasse! Vor allem, weil der Aufwand, die Mühe und die Kosten der App in der Anwendung deutlich zu spüren sind.

In dem Vimeo-Film wird die App des Helms-Museums noch einmal genauer vorgestellt.

11 Kommentare

  1. Hallo Herr Hartmann, vielen Dank für diese positive Besprechung unserer App! Das Projekt findet derzeit seine Fortsetzung in der Entwicklung einer App mit dem Namen „Kulturpunkte“. Hier geht es um die Abbildung kultureller „points of interests“ im öffentlichen Raum und deren Anbindung an Social Media. In einem nächsten Schritt werden beide Apps miteinander „kommunizieren“…
    Ihr Blog-Beitrag ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit, dafür nochmal DANKE!
    Michael Merkel

  2. Lieber Herr Merkel,
    danke für Ihr Feedback. Das mit der Weiterentwicklung mit den „Kulturpunkten“ hört sich spannend an. Wie schon oben geschrieben, fände ich es klasse, wenn der Spiel-Part weiter ausgebaut würde. Das macht richtig Spaß und unterscheidet die App von vielen anderen. Zudem ruft man die Anwendung dadurch sehr häufig auf und „spielt einfach mal eine Runde“. Ich werde das alles mal weiter beobachten.
    Beste Grüße, Sebastian Hartmann

  3. […] Mehrwehrt soll sie bieten, dass sie tatsächlich auch über den Museumsbesuch hinaus benutzt wird? Ein erfolgreiches Beispiel hat aktuell Sebastian Hartmann vorgestellt: Die App des Helms-Museums in Hamburg. Seine Kriterien für eine nachhaltige Museumsapp sind zu […]

  4. Sehr hilfreicher Beitrag, vielen Dank! Gratulation auch an die Kolleginnen und Kollegen des Helms-Museums! Anna Schüller, Haus der Kunst

    1. Liebe Frau Schüler, vielen Dank! Und viel Glück für ihr Projekt. Wir können ja „mal“ vorbeikommen und unser Projekt vorstellen 😉
      Herzliche Grüße aus Hamburg,
      Michael Merkel

      1. Wenn Sie mal vorbeischauen, freue ich mich. Ein Austausch ist immer gut. Vielleicht treffen wir uns aber auch bei einer der Konferenzen dieses Jahr? Die App spricht ja für sich, weil sie so intuitiv angelegt ist 😉

  5. Liebe Anna, vielen Dank für deinen Kommentar! Wäre doch schön, wenn das Haus der Kunst auch eine ähnlich innovative App mit hohem Mehrwert entwickelt 🙂 Viele Grüße aus Düsseldorf!

    1. Wir verschaffen uns gerade einen Überblick und möchten in diesem Jahr [+/-] etwas entwickeln, daher war deine Analyse sehr hilfreich.

  6. Das klingt doch prima 🙂 Der Blogartikel ist ja auch der Start in die Serie „Museumsapps mit Mehrwert“. In ungewisser Zukunft folgt also Teil 2.

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